Angespannte Lage in Bolivien

Ende Januar waren Schwester Eufrasia aus Sopachuy (ganz rechts) und Schwester Damiana aus Potosi (2. von rechts) zu Gast in Trier. Von der aktuell schwierigen Situation berichteten sie am 24. Januar der Bolivienstiftung. An dem Gespräch nahmen seitens der Bolivienstiftung Susanna Kersting-Kuhn, Generaloberin Schwester Cladys Gonzales und Peter Nilles teil.
Die Arbeit in den Einrichtungen der Josefsschwestern wird durch eine aktuell sehr hohe Inflation erschwert, berichtete Schwester Eufrasia. Es gäbe Schwierigkeiten, für die Arbeit elementare Dinge wie Milch oder Treibstoff zu erhalten. Politisch entstünde zunehmender Druck auf die Meinungsfreiheit. Menschen, die sich öffentlich kritisch äußerten, seien vermehrt Schikanen ausgesetzt. Es komme zu willkürlichen Inhaftierungen. Die Situation verschärfe sich zusätzlich dadurch, dass im August diesen Jahres Wahlen anstünden. Ihnen gebe der Zuspruch des Papstes Halt: „Verliert nicht die Hoffnung!“
In den Einrichtungen würden derzeit für alle Projekte Maßnahmenpläne gegen (sexualisierte) Gewalt erstellt. Diese werden staatlicherseits gefordert, nachdem es zu Fällen sexualisierter Gewalt im Raum der bolivianischen Kirche gekommen war. Unter der Hand habe der Staat jedoch auch ein verdecktes Interesse am kirchlichen Vermögen. Bestandteil der staatlichen Maßnahmen seien auch sog. Defensorien, also Kinderrechtsstellen, bei denen sich Kinder über Mißbrauch beschweren könnten. Schwester Damiana berichtete, dass auf Betreiben der Eltern in den Schulen alle Klassenräume mit Kameras überwacht werden sollten. Es herrsche ein großes Misstrauen aufgrund der Flut von Gewaltdarstellungen in den Medien. Der Beruf des Lehrers sei unter diesen Umständen äußerst unattraktiv geworden.
Im weiteren Gespräch wurden konkrete Bedarfe genannt, die von der Bolivienstiftung unterstützt werden können. So fehle es in Potosi in der Schule an Einrichtungsbedarf für den neu eingerichteten Gastronomiezweig. Es wurden ebenfalls über die Notwendigkeit der Beschattung des Hofes im Comedor in Sopachuy gesprochen, die schon länger diskutiert wird. Die Realisierung stagniert derzeit, weil nicht klar ist, wie die hinter dem Hof verlaufende Straßenführung aussieht. Vor allem fehlt dort die Kanalisation dieser Straße.
Angesichts der drastisch gestiegenen Energiepreise scheint auch eine Ausstattung der Einrichtungen mit Photovoltaik sinnvoll. Das wäre darüber hinaus ein Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise, die auch Bolivien hart trifft.